Ahrensfelde, 18.9.2025. Es geht um Ausgaben in Höhe von rund 85 Mio. Euro Steuergeld. Die Kosten bringt der zuständige Landkreis Barnim auf: rund 3,1 Mio. Euro für den Erwerb einer Fläche für das Gymnasium (die Fläche wäre lt. Musterflächenprogramm des Landes ausreichend für einen kompletten Schulcampus) sowie rd. 1,4 Mio. für eine entfernt vom Schulgebäude liegende Turnhalle, 10 Mio. Euro für eine Gymnasium-Interimslösung (Start Schuljahr 2026/27) und 70 Mio. Euro für den Bau des Gymnasiums und der Turnhalle (Start 2030/31). Die zusätzlichen Kosten für das B-Planverfahren trägt die Gemeinde Ahrensfelde. „Diese Ausgaben sind grundsätzlich nicht erforderlich und sollten daher revidiert werden“, sagt Simone Ulrich, Fraktionsvorsitzende von Bürger für Ahrensfelde (BfA).
Dafür sprechen folgende Gründe: In öffentlichen Sitzungen der Gemeinde Ahrensfelde werden seit Jahren die anhaltend niedrigen Geburten- und Kita-Kinderzahlen thematisiert, weiß die Gemeindevertreterin. Am Stichtag 1.9.2025 waren die gemeindlichen Kindertagesstätten beispielsweise nur 60 Prozent ausgelastet. Einige der Kita-Kinder kommen aus Nachbarkommunen, deren Einrichtungen aufgrund geringer Kinderzahlen bereits schließen mussten, wie Ulrich in Gemeindesitzungen erfuhr. „Lohnt sich der Bau des Gymnasiums mit Eröffnung im Schuljahr 2030/2031 bei diesen aktuellen Zahlen noch und ist ein Gymnasium-Interimsbau für vier Jahre überhaupt notwendig?“, fragt sich Ulrich, „Und wenn ja, warum sollen diese Schul-Container mitten in der „Pampa“ aufgestellt werden, wo sie nur mit Bus oder Auto erreichbar sind? Ausgegebenes Ziel des Landkreises war doch eigentlich, neue Schulstandorte verkehrsgünstig dicht an die Regionalbahn zu legen, um den Schülern längere Fahrwege zu ersparen.“
Bei der Interimslösung gehe der Landkreis davon aus, dass neben Schülerinnen und Schülern aus der Gemeinde Ahrensfelde auch Gymnasiasten aus Bernau und Panketal das Ersatz-Gymnasium in Lindenberg besuchen werden. Für Ulrich ist das Wunschdenken. Denn, warum sollten Jugendliche eine Busfahrt auf sich nehmen, wenn sie im Heimatort in ein Gymnasium gehen können? Unglücklich findet Ulrich zudem, dass das Interims-Gymnasium in Lindenberg zunächst nur für Schüler von 3 Klassen verfügbar sein soll, die im Schuljahr 26/27 in die siebte Klasse gehen. Schülerinnen und Schüler, die derzeit eine andere weiterführende Schule im Landkreis Barnim besuchen, können nicht an das Interimsgymnasium in Lindenberg wechseln. Und aktuell gibt es zwar Schülerspitzenzahlen an den umliegenden Gymnasien; diese werden jedoch bereits mit dem Schuljahr 2030/31 rückläufig sein.
Soll das künftige Gymnasium Ahrensfelde nur annährend ausgelastet sein, müsste in einem weit größeren Umfang in der Gemeinde Ahrensfelde gebaut werden als derzeit schon beschlossen. Die drei neuen Wohngebiete existieren jedoch noch gar nicht. Dass die Gemeinde verkehrstechnisch und umweltbezogen mit weiteren Wohngebieten völlig überfordert wäre, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist jedoch, dass derzeit völlig unklar bleibt, ob angesichts der Kostenentwicklung die drei bereits beschlossenen, geschweige denn künftig noch weitere Wohnbebauungspläne überhaupt umgesetzt werden können.
Ein weiterer sehr wichtiger Kritikpunkt: Der Landkreis Barnim setzt beim Erwerb des Abiturs ausschließlich auf Gymnasien, obwohl das Land Brandenburg auch Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe (GOSt) gleichberechtigt ermöglicht. Im ganzen Kreis Barnim gibt es nur eine einzige Gesamtschule mit GOSt – weshalb so einseitig? Gesamtschulen mit GOSt tragen individuellen Entwicklungsrhythmen von Schülern besser Rechnung und ermöglichen mehr Schülern den Zugang zum Abitur. Die Fraktion BfA hat diesbezüglich eine Idee: Die Gemeinde Ahrensfelde verfügt über eine exzellent ausgestattete Grund- und Oberschule in Blumberg, die bereits jetzt bis zum Abitur führen könnte sowie über eine gleichermaßen hochmoderne Grundschule in Lindenberg. Beide Schulen ließen sich ohne Weiteres,vergleichsweise schnell und mit einem Bruchteil der jetzt geplanten Kosten zu Gesamtschulen mit GOSt entwickeln.
Aus Sicht der BfA werden so für das Gymnasiums immense Steuergelder verschwendet, nicht allein aufgrund unnötiger Landankäufe, sondern aus der Gesamtschau der Entwicklungen und Bedingungen betrachtet. Gerade in der jetzigen hoch angespannten finanziellen Situation von Bund, Ländern und Kommunen ist das nicht mehr plausibel zu begründen. Alles wurde bereits in den vergangenen zwei Jahren – trotz heftiger Einwände vieler Bürger und Eltern – mehrheitlich beschlossen.
Es scheint, dass die Planungsstrukturen zu starr sind und man beim Kreis auch politisch nicht willens ist, angesichts der prekären Finanzsituation und mit Blick auf vorhandene andere Lösungsmöglichkeiten kurzfristige Planungskorrekturen vorzunehmen.
Die Fraktion Bürger für Ahrensfelde – BfA erreichen Sie via E-Mail unter: mail@buerger-fuer-ahrensfelde.de